U-21: Bilanzgespräch mit Adrian Knup

21.12.2021 07:29

U-21: Bilanzgespräch mit Adrian Knup

Adrian Knup, sportlicher Leiter der Schweizer U-21, zieht zum Jahresende Bilanz. Er erklärt das Erfolgsrezept der „Mission 21“ und blickt auf das bevorstehende Jahr der „Nati der Zukunft“.

Herr Knup, für die Schweizer U-21 war es ein sehr erfolgreiches Jahr. Begonnen hat es mit der erfolgreich gespielten U-21-Euro in Ungarn und Slowenien. Was ist Ihnen davon in Erinnerung geblieben?
Es war eine grossartige Erfahrung. Die Teilnahme an der EM-Endrunde in Ungarn und Slowenien, die erste nach 10 Jahren, war unser grosses Ziel. Die EM war die Belohnung für die hervorragende Arbeit aller Beteiligten. Der sportliche Höhepunkt war sicher der 1:0-Sieg gegen England. Schade wegen der knappen Niederlage gegen Kroatien, da wäre sicherlich mehr möglich gewesen. Nichtsdestotrotz haben wir viel aus dieser EM gelernt. 

Nach der Euro in Ungarn und Slowenien erfolgte der Umbruch im Team: Für die aktuelle Kampagne sind lediglich die Spieler der Jahrgänge 2000 oder jünger spielberechtigt. Die Equipe ist in der laufenden Qualifikation, die im September startete, nach sechs ungeschlagenen Partien und 16 Punkten auf dem Zähler Gruppenerster. Der Übergang zur neuen Kampagne hat funktioniert.
Ja, das war allerdings nicht selbstverständlich. Im Vergleich zur letzten Kampagne hatten wir eine sehr kurze Vorbereitungsphase mit nur einem Länderspielfenster im Juni. Trotzdem ist es uns gelungen, die neue Generation sofort auf Kurs zu bringen. Das ist sehr erfreulich. Mit einer guten Struktur, einer durchdachten Organisation und bestandenem Staff konnten wir einen nahtlosen Übergang gewährleisten. Zudem haben wir uns bei der Spielplan-Gestaltung bewusst für einen Kampagnenstart mit einem vermeintlich einfacheren Gegner wie Gibraltar entschieden, bevor im Oktober das Spiel gegen die Niederlande stattfand. Wir haben die Zeit im September genutzt, um die Automatismen im Team zu verbessern, ohne uns zu stark auf den Gegner fokussieren zu müssen. Das hat sich ausbezahlt.

Wie haben Sie das Spitzenspiel gegen die Niederlande in Lausanne erlebt? War das der sportliche Höhepunkt der zweiten Jahreshälfte?
Ich denke dieses Spiel vor über 7000 Zuschauern hat alle begeistert. Es war eine fantastische Partie gegen eines der besten U-21 Teams in Europa. Aber auch die Siege, ohne einen einzigen Gegentreffer, gegen Gibraltar, Bulgarien, Moldawien und Wales möchte ich an dieser Stelle nochmals erwähnen. Jedes Spiel war, und ist auch in Zukunft, für uns gleich wichtig. Das zeigt den Willen und die Stärke dieses Teams.

Die positiven Resultate der letzten und aktuellen Kampagne zeigen sich auch im Ranking der UEFA. Die U-21 ist neu auf Rang 13 und hat seit Januar 2019 13 Ränge gutgemacht.
Genau, wir sind momentan unter den „Top 16“ U-21-Teams in Europa. Das war eines der Ziele, die auch Pierluigi Tami, Direktor der Schweizer Nationalteams, anvisiert hatte. Das widerspiegelt die Gesamtbilanz von 15 Siegen und 1 Unentschieden in 19 Pflichtspielen, die wir unter der Leitung von Mauro Lustrinelli erreicht haben. In der aktuellen Kampagne können wir sogar einen Punkteschnitt von 2.66 Punkten pro Partie aufweisen.

Diverse Spieler haben dabei über die U-21 den Weg ins A-Nationalteam gefunden. Wird der Erfolg einer U-21 auch daran gemessen?
Bestimmt. Für uns war immer klar: Wir möchten sportlich erfolgreich sein und gleichzeitig die Entwicklung unserer Spieler vorantreiben, mit dem Ziel, möglichst viele Spieler ins A-Team zu bringen. In der laufenden und vergangenen Kampagne wurden mit Omeragic, Zeqiri, Vargas, Zesiger, Cömert, Lotomba, Sohm, Ndoye und zuletzt Okafor, Imeri und Okoh insgesamt elf U-21-Spieler mindestens einmal für das A-Team nominiert. Das ist für uns sehr erfreulich.

Teilweise fallen dadurch aber auch Spieler mit einer wichtigen Rolle in der U-21 weg, wie das zuletzt im November der Fall war. 
Ja, das stellt uns teilweise vor personelle Herausforderungen, die wir aber bis jetzt gut meistern konnten. Die neu aufgebotenen Spieler haben ihre Chancen immer genutzt. Das zeigt einmal mehr die Mentalität dieses Teams. Egal wer auf dem Platz steht, die Leistung stimmt.

Welche Faktoren ermöglichen Ihrer Meinung nach diese Leistungen?
Nebst der bereits erwähnten hervorragenden Arbeit von Staff und Coach Mauro Lustrinelli spielt auch die gute Zusammenarbeit mit der Nachwuchsförderung des SFV und den Schweizer Klubs eine wichtige Rolle. Für uns ist von zentraler Bedeutung, dass unsere Spieler in ihren Klubs top ausgebildet werden und möglichst viel Spielpraxis auf Super- und Challenge League Niveau erhalten, und in bestmöglicher Form zu uns gelangen. Die U-21 bietet ihnen eine internationale Plattform, auf der sie sich optimal weiterentwickeln können. Dabei wachsen Ansehen und Marktwert der Spieler, wovon die Klubs schliesslich wieder profitieren können.

Das nächste Jahr startet gleich mit dem Heimspiel gegen Wales und das „Rückspiel“ gegen die Niederlande. Welche sind die Ziele fürs 2022?
Wir gehen Spiel für Spiel an. In den Niederlanden wollen wir als Tabellenführer antreten. Wie schon anfangs der Kampagne erwähnt: Unser Ziel ist die Qualifikation zur EM-Endrunde 2023 in Rumänien und Georgien. 

(SFV)

► Die U-21 rückt im UEFA-Ranking auf Platz 13 vor