Der Schweizer Fussball und die No-Billag-Initiative

15.02.2018 11:20

Der Schweizer Fussball und die No-Billag-Initiative

Im Zusammenhang mit der No-Billag-Initiative wird in diesen Tagen und Wochen vor der Eidgenössischen Volksabstimmung vom 4. März 2018 wieder einmal ganz besonders deutlich: Der Sport im Allgemeinen und der Fussball im Besonderen nehmen einen breiten Platz im Schweizerischen Fernsehalltag ein.

Das verdeutlichen die Übertragungen der olympischen Wettkämpfe aus Südkorea zum einen, jene der Spiele im Rahmen der Swiss Football League oder der UEFA Champions League zum andern. Ein Blick auf die Liste mit den 100 meistgesehenen Schweizer TV-Sendungen der letzten fünf Jahre dokumentiert Bedeutung und Beliebtheit von Sport-Übertragungen noch eindrücklicher: Auf Platz 1 bis 7 sind Fussball-Live-Spiele von der WM 2014 und der EURO 2016, gefolgt vom Eishockey-WM-Final 2013, wiederum EURO-Fussball und schliesslich dem WM-Playoff-Spiel Schweiz – Nordirland, das am 12. November 2017 mit der Qualifikation des Schweizer Fussball-A-Nationalteams für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland endete.

Im ersten Ranglistenviertel finden sich auch Ski alpin (WM 2017 in St. Moritz, Lauberhorn) oder Schwingen (ESAF 2013). Neben vereinzelten Ausgaben der Tagesschau und Meteo schaffen es nur die beiden Teile des SRF-Films «Gotthard» als Nicht-Sport-Sendungen in die Top 20 mit jeweils einer Million Zuschauer und mehr (Top-Wert: Fussball-EURO 2016, Schweiz – Frankreich, mit fast 1,6 Millionen Zuschauern auf SRF und schweizweit über 2 Millionen (mit RTS/Romandie und RSI/Tessin).

Was würde sich daran ändern, wenn die No-Billag-Initiative angenommen würde?
Peter Gilliéron, der Präsident des Schweizerischen Fussballverbands (SFV), erläutert: «Die Rechte für Sportübertragungen sind teuer, gute Produktion sehr aufwändig; es ist deshalb davon auszugehen, dass viele Übertragungen von Sportevents und insbesondere Fussball-Spielen gar nicht mehr realisiert und die beliebten Reportagen folglich auch nicht mehr via Fernseher, Tablets, Live-Streams oder sonstwie verfolgt werden könnten.»

Dass private Anstalten die Lücke adäquat ausfüllen würden, glaubt Gilliéron nicht. Der SFV-Präsident bringt darum einen ganz besonderen Aspekt in die Diskussionen ein: «Neben den passiven Sportlern wären auch die aktiven schwer betroffen. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte sind für die Aktivitäten des Fussballverbandes wie auch vieler anderer Sportorganisationen von grösster Bedeutung. Bei Annahme der Initiative gingen diese Einnahmen massiv zurück. Darunter hätten in erster Linie die Nachwuchsfussballer zu leiden. Aber auch die Folgen für den Breitenfussball wären auf allen Ebenen ziemlich happig», sagt Gilliéron und erinnert an dessen wichtige Rolle, wenn es um Themen geht wie Freizeitgestaltung, Bewegung, Integration, Respekt oder Fairplay.

SFV-Generalsekretär Alex Miescher erwähnt die über 100 Sportarten, die von TV-Berichterstattung profitieren und damit einen Teil ihres Verbands- oder Vereinslebens mitfinanzieren können: «Wenn die No-Billag-Initiative angenommen wird, sind nicht nur zahlreiche Schweizer Sportverbände und -vereine gefährdet, sondern auch traditionelle und beliebte Sport-Events nicht mehr durchführbar. Zudem wären viele Schweizer TV- und Radio-Sender in ihrer Existenz bedroht. Mit anderen Worten: Unsere Medienlandschaft würde noch weniger vielfältig.»

(SFV/Foto: Keystone)