Anto Grgic: «Ich mag es, voranzugehen»

26.04.2017 08:24

Anto Grgic: «Ich mag es, voranzugehen»

Der 20-jährige Anto Grgic führte letztlich die Schweizer U-20 als Captain zum 2:1-Erfolg über Deutschland und hat seine Position beim Aufstiegskandidaten der 2. Bundesliga, dem VfB Stuttgart, innert weniger Monate stark verbessert. Nun soll es mit dem ehemaligen Profi des FC Zürich weiter nach oben gehen.

Anto Grgic hat einiges zu erzählen bei seiner Rückkehr nach Stuttgart. Mit der Schweizer U-21 hat er am 28. März beim 2:1-Erfolg in der internationalen Spielrunde gegen Deutschland die Captainbinde getragen, „eine riesige Ehre“, wie er sagt. Und natürlich darf die Brust auf dem Trainingsgelände des Traditionsclubs VfB Stuttgart ein kleines Stück breiter sein, wenn man als Schweizer den grossen Nachbarn besiegt hat, auch wenn der „nur“ mit seiner U-20-Auswahl angetreten war.

Die klugen Entscheidungen
Der Platz im Nationalteam von Anto Grgic, dem Auslandprofi vom VfB Stuttgart, ist seit seiner Premiere im vergangenen November in den beiden Testspielen gegen Russland, unbestritten. Im zentralen Mittelfeld ist er jener Mann, der den Takt angeben kann, der Bälle verteilt und die Offensive mit der Defensive verbindet. „Ich mag es, in einem Team voranzugehen und Verantwortung zu tragen. Es ist eine Rolle, die mir zusagt“, sagt Grgic. Dass er diese Fähigkeiten hat, das hat er in den vergangenen Jahren beweisen können. Auch deshalb nahm er nach dem Abstieg des FC Zürich im letzten Sommer die Herausforderung an, sich beim ebenfalls abgestiegenen VfB Stuttgart durchsetzen zu wollen. Vor sechs Jahren hatte Grgic dem FC Chelsea eine Absage gegeben. Er war schon in London, er traf den damaligen Cheftrainer Andres Villas-Boas, seine Eltern waren dabei, eigentlich hätte er nur noch unterschreiben müssen. Doch er widerstand der Verlockung, wollte seine KV-Lehre an der United School of Sports in Zürich weiterführen und sich in der Heimat, beim FC Zürich, in die erste Mannschaft hochkämpfen.

Von GC zum FCZ
Heute weiss er, dass er den richtigen Weg gewählt hat, so wie fast immer in seiner noch jungen Karriere. Begonnen hatte er noch als kleiner Junior in seinem Geburtsort Schlieren. Nach wenigen Monaten ging er schon zu den Grasshoppers. Fast vier Jahre blieb er dort, dann hatte er Kontakt mit Albert Hohl vom FC Zürich. Der Stadtrivale zeigte der Familie Grgic einen Weg auf, wie man die Ausbildung optimal mit der Fussballkarriere verbinden kann. Das Konzept überzeugte, und Grgic nennt noch einen anderen, sehr profanen Grund: „Ab der U14 war der FC Zürich sportlich einfach besser aufgestellt.“ So kam es 2009 zum stadtinternen Wechsel, wo Grgic zum Nachwuchs-Nationalspieler schon ab der Stufe U15 wurde. Wenige Monate später gab es einen ersten Einschnitt in der Laufbahn von Anto Grgic. Bei einer Routineuntersuchung wurde festgestellt, dass sein Herzschlag schneller ist als beim Durchschnittsmenschen. Drei Monate lang durfte Grgic keinerlei sportlichen Aktivitäten betreiben, doch die Phase brachte die Sicherheit, dass einer Karriere im Spitzensport nichts im Wege steht, „es ist alles in bester Ordnung“, sagt Grgic selbst.

Nach dem Cupsieg nach Stuttgart
Im Sommer 2015 allerdings war es soweit: Ausgerechnet im Stadtderby gegen die Grasshoppers kam er am 2. August 2015 zu seiner Premiere in der Schweizer Super League. Die Saison war für den FC Zürich ein dramatischer Einschnitt mit dem Abstieg in die Challenge League. Doch im selben Jahr kam auch der erste Titel für Grgic mit dem Gewinn des Schweizer Cups im Final gegen den FC Lugano. Es war, natürlich, ein schwacher Trost nach dem sportlichen Abstieg. Durch seine regelmässigen Spieleinsätze in der Super League verlängerte sich der Vertrag von Anto Grgic automatisch bis zum 30. Juni 2018, auch deshalb musste der VfB Stuttgart, der sich für die Dienste des Schweizer Talentes interessierte, etwas tiefer in die Tasche greifen. Von rund 2 Millionen Franken Ablöse war die Rede. In Stuttgart konnte sich Zeit Grgic geben, das war durchaus eine wichtige Komponente in der Entscheidungsfindung. Behutsam tastete er sich an die Anforderungen heran, war sich auch nicht zu schade, ab und zu in der zweiten Mannschaft (Regionalliga) Erfahrungen zu sammeln. Doch mit der Wintervorbereitung änderte sich der Wind. Er kam mehr und mehr zum Zug, spielte einige Male auch über die volle Distanz. Stuttgart steckt mit Eintracht Braunschweig, Hannover und Union Berlin mitten im Aufstiegsrennen. Grgic ist überzeugt, dass sich die Stuttgarter am Ende durchsetzen können. Und auch seine persönliche Situation beurteilt er als „sehr positiv“. Er sei ja noch jung, er hätte bereits jetzt in Stuttgart viele Fortschritte gemacht, der Trainer sei sehr gut und es gäbe viele Spieler, „die wissen, um was es geht“.